Schritt für Schritt zum professionellen UW-VJ (Unterwasser-Video-Jockey). Meine „Lessons Learned“ und „Best Practices“ – das ist neudeutsch für: „… das habe ich aus meinen Fehlern gelernt und herausgefunden wie es besser funktioniert“ – teile ich gerne. Konstruktive Kritik ist jederzeit willkommen.
Neben grundlegenden Überlegungen bei der Unterwasser-Videografie, der Unterwasser-Kamera und dem Licht ist der Ablauf folgender:
Vorbereitung der Ausrüstung
Die Vorbereitung der Kamera für den Tauchgang ist extrem wichtig und man sollte sich Zeit dafür nehmen. Am Anfang hatte ich oft deswegen mit beschlagenen Linsen und „trüben“ Szenen zu kämpfen (siehe auch meine älteren Unterwasser-Videos). Da halfen alle Anti-Fog Tropfen und Silica-Kissen kaum etwas.
Nach vielen Versuchen hat sich dann bewährt die Kamara am besten in einer trockenen, kühlen Umgebung in das Gehäuse einzusetzen. Ist das nicht so einfach möglich, macht man das zum Beispiel am Vorabend oder sehr früh morgens, weil es eben noch kühler und damit die Luftfeuchtigkeit der Umgebung geringer ist.
Bei dieser Gelegenheit prüft man intensiv alle O-Ringe, die Sauberkeit der Linse und die Akkus. Nichts Schlimmeres als wenn mitten im Tauchgang der „Saft“ ausgeht. Hier empfiehlt es sich auch einen Akku mit grösserer Kapazität zu verwenden, der dann z.B. für zwei Tauchgänge hält. So muss man die Kamera nicht unnötig aus den Gehäuse nehmen und vermindert so das Risiko, dass sich Sand etc. auf die Dichtungen setzt.
Die Lichtanlage verdient natürlich genauso Aufmerksamkeit bei der Vorbereitung – aus genau den selben Gründen.
Übrigens: vor dem Schließen des Gehäuses die Camcorder anschalten und wenn vorhanden den Objektiv-Deckel entfernen 🙂 Besitzt mein eine Kamera-Gehäuse-Kombination, bei der das im geschlossenen Zustand nicht mehr zu ändern ist (das sind die Meisten) erlebt man sonst in drei Metern Tiefe eine Überraschung 🙂
Geheimtip: Alu- oder Metall Gehäuse sind bezüglich des Beschlagens besser als die aus Carbon oder Polycarbonat. Außerdem blase ich bei ungünstigen Bedingungen das Gehäuse vor dem Verschließen mehrere Sekunden mit der extrem trockenen Luft aus der Pressluftflasche aus.
Unter Wasser
Nur stichpunktartig ein paar Dinge, von denen ich Denke, dass Sie später bei der Nachbearbeitung einiges erleichtern und ein besseres Endergebnis produzieren:
- Idee vorab entwickeln und Szenen wie einen klassischen Tauchgang planen.
- Dies im Buddy-Team durchsprechen, so dass jeder genau weiß, was zu tun ist: Wie ein Tauchgangs-Briefing gibt es so ein „UW-Set Briefing“.
- Keine ausgedehnten Zoom-In und Zoom-Outs.
- Keine ausgedehnten Schwenks.
- Konzentration auf ein Objekt und sich nicht ablenken lassen (Kamera nicht nachziehen).
- Nach Möglichkeit auf den Autofokus und Auto-Weißabgleich verzichten .
- Hohe Schule: hat man eine optimale Bild-Komposition – vorausschauend die Kamera ausrichten und Objekte in die Komposition schwimmen lassen.
Nachbearbeitung / Post Produktion
Genauso wie Planung der benötigten Szenen kommt der Nachbearbeitung und dem Schnitt eine besondere Bedeutung zu.
Am besten geeignet ist ein sehr leistungsfähiger PC, besser noch eine Grafik-Workstation und ein Schnittprogramm. Je höher die Qualität des zu verabeitenden Materials ist (z.B. HD, 4K), desto höher sind die Anforderungen an diese Hardware.
Die Anforderungen sind auch abhängig vom Codec des verwendeten Materials. Daumenregel: Profi-Kameras erzeugen meist Material mit geringerer Komprimierung und haben daher geringere Anforderungen an den Rechner (aber höhere an den Speicherbedarf).
Gerade dem Thema Licht- und Farb-Effekte müssen bei der Unterwasserfilmerei grosse Beachtung geschenkt werden. Schließlich wirken bei ungünstigen Lichtverhältnissen die Aufnahmen im Salzwasser tendenziell „blau“ und im Süßwasser eher „grün“. Mit der digitalen Nachbearbeitung kann hier viel erreicht werden. Aber generell gilt: Bei einer schlecht aufgenommen Szene und einer z.B. totalen Über- und Unterbelichtung ist auch in der Nachbearbeitung nichts mehr zu retten!
Leichte Farb- und Linsenverzerrungen, sogar Verwackler können allerdings digital nachbearbeiten werden. Am Ende werden dann mit Hilfe des Schnittprogramms die verschiedenen Szenen zu einer Gesamt-Story zusammengestellt, mit Untertiteln, Musik, Sprechertext und Hintergrundgeräuschen versehen.