Der Bornhom-Code

Oberflächenpausen-Chat: Wie wahr ist „Der Bornholm-Code“

Bei einer der längeren Oberflächenpausen bei unserem „Wildschütz-Projekt“ hat mich mein Buddy (Michael) gefragt wie wahr wohl die Geschichte in dem Buch „Der Bornholm-Code“ von Thorsten Oliver Rehm ist?! Sofort habe ich die Frage an Thorsten weitergeleitet. Hier der Auszug aus dem Chat:

Martin: Hallo Thorsten, wir sitzen hier gerade in einer Gruppe zusammen und haben überlegt ob die Verbindung in der Bornholm-Code zwischen der römischen Geschichte und den Nibelungenlied eher erfunden war oder ob es da tatsächlich Verbindungen gibt, kannst du uns da mal aufklären?

Thorsten: Zu Deiner Frage:

Ja, ich habe auf ein „Nachwort“ verzichtet. Manche Leserinnen und Leser wünschen sich einen „Fakten und Fiktion“-Anhang am Ende des Buches.

Detailliert darzulegen, was 1. wissenschaftliche und geschichtliche Fakten, 2. reale Theorien und Erklärungsmodelle und 3. fiktive Thesen, Gedankenspielereien und Ideen von mir sind, würde umfangreich. Auch hier und jetzt, im Rahmen eines Interviews, sprenge es den Rahmen. Darum möchte ich nur wenige Beispiele aufzeigen. Außerdem haben einige Deiner Abonnenten meinen Roman noch nicht gelesen. Zu viel preiszugeben, könnte Spoilern. Das wäre schade. 😉

Martin: Das verstehe ich – also nur mal so „angedeutet“?

Thorsten: Ich freue mich sehr, wenn mein Roman Interesse für eigene Recherchen und weitere Lektüre weckt. Das ist toll. Zeigt es doch, dass meine Geschichte nachhallt. Wer während des Lesens oder nach Beenden des Buches tiefer in die geschichtliche Thematik des Romans eintaucht, begibt sich auf eine spannende Reise.

Wer nicht intensiv nachforschen möchte, wird dennoch ausreichend Klarheit finden. Dafür folgender Tipp:

Um die Fiktion von den realen Hintergründen im Buch zumindest grob abgrenzen zu können, ist es nämlich gar nicht notwendig im Nachgang ausufernd Zahlen, Daten und Fakten zu studieren. Es reicht, den „Spuren“ der Hauptfigur zu folgen. Dafür einfach die betreffenden Abschnitte im Buch erneut lesen, diesmal jedoch mit folgendem Hintergrundwissen:

Alles, auf das Franks Thesen, seine Forschungs-Theorien, aufbauen, ist real, entspricht Fakten – zumindest sind es echte Theorien und Modelle, die wirklich in der Wissenschaft diskutiert und wohl begründet überlegt, von echten Fachleuten in Erwägung gezogen werden. Manches sind Fakten, anderes „Fakten“ (man nimmt es stark an), alles stimmt oder aber „stimmt“ zumindest.

All jene Überlegungen jedoch, die darüber hinausgehen, also Franks Vermutungen, seine Puzzle-Gedankengänge, sind die der fiktiven Hauptfigur – somit letztlich Ideen des Autors, meine Gedankenspiele und ganz eigenen Erklärungsmodelle, die ich dem Protagonisten in den Kopf gepflanzt habe.

Martin: Hast Du ein paar, wenige Beispiele?

Thorsten: Beispielsweise:

Die „Bornholm-Burgunder-Wikinger“ und ihr „Erbe“. Die „Wikinger-Nibelungen“. Franks Behauptungen, warum und wo der Nibelungenschatz in der Ostsee statt im oder am Rhein zu suchen sei. Einige Verknüpfungen verschiedener Sagen und Sagenfiguren, anderer Legenden, über die Nibelungensage hinausgehend. Das „schlüssige Ganze“. Des „Rätsels Lösung“, diese neuen, spektakulären Zusammenhänge, die nur er bisher erkannt hat und nun sogar bewiesen zu haben glaubt. Oder die These, dass es sich nicht nur um einen Schatz, sondern mehrere Schätze, dieses ganz spezielle „Erbe“ handele. Was das „Erbe“ angeht: Das würde hier und jetzt zu viel vorwegnehmen und Spoilern. Und halt einige solcher Aspekte mehr im Buch. Sie sind alle fiktiv, Thesen der Romanfigur, nicht echter Archäologen oder Historiker. Ich weiß, ich deute hier Franks Gedankenkonstrukt nur sehr nebulös an. Aber, wie gesagt, Du kennst das Buch, für alle die es nicht kennen, soll das Lesen und Miträtseln beim Lesen ja spannend bleiben. Der Begriff „nebulös“ passt an dieser Stelle prima zum Thema, findest Du nicht?! 🙂 Wer den Roman liest, weiß, was ich meine … 😉

Für meine Leserinnen und Leser ist es wirklich gut rauszufinden, was stimmt, „stimmt“ oder nicht stimmt.

Ich lasse Frank hin und wieder Sätze sagen wie: „Das ist nicht neu, fußt nicht auf meinen Überlegungen.“ „Meine Ideen, gehen weit darüber hinaus. Denn …“ „Was, wenn …?“ „Es könnte doch aber auch sein, dass … .“ „Ich aber denke … .“ „Könnte es entgegen der weitläufigen Meinungen nicht vielmehr sein, dass …?“ „Nehmen wir mal an, …“ „Warum hat sich noch nie jemand gefragt ob nicht vielleicht …?“ Sinngemäß. Das waren jetzt keine Zitate aus dem Buch. Wenn man die Abschnitte im Buch mit Konzentration auf diese Hinweise nochmals liest, wird man die Abgrenzung gut vornehmen können, ohne sich zu sehr fachlich zu vertiefen.

Mir als Autor war es wichtig, absolut sinn- und glaubhafte Thesen zu stricken, durch die die Geschehnisse im Buch realistisch erscheinen.

Dass der Schatz in der Ostsee statt im Rhein oder beim Rhein gefunden wird. Und wie und warum es überhaupt zu dessen Transport in diesen Gefilden kam. Gerade, weil in echt dort wohl nicht nach dem „Nibelungenhort“ gesucht werden würde, wollte ich meine Fiktion umso glaubwürdiger daraufhin aufbauen.

Als Autor – äh, Frank, die Romanfigur 🙂 – diese erfundenen Theorien so glaubhaft schlüssig „begründen“, dass es sich eines fernen Tages sogar als echtes Erklärungsmodell von echten Forschern etablieren, ja als bisher unerkannte „Nibelungenschatz“-Wahrheit herausstellen könnte.

Im Buch gibt`s zum Ende hin einen Satz der in etwa so lautet: „Frank hatte einige Kapitel der Geschichtsbücher umgeschrieben – vielmehr neu geschrieben sogar.“ Weil Frank herausgefunden, ja enträtselt hat, was niemand zuvor in Erwägung zog.

So „echt“ sollten reale Ereignisse und Fiktion ineinandergreifen.

Ist mir das gelungen? Die Rückmeldungen meiner Leserinnen und Leser deuten darauf hin. Du hast mich ja auch darum gebeten Deinem Rätselraten ein Ende zu bereiten. 🙂

Fazit:

Man kann echt und fiktiv kaum auseinanderhalten – es sei denn, man kennt sich in diesen Themengebieten einfach sehr gut aus.

Alles, was Frank in Erwägung zieht und sich zusammenreimt, was er „weiterspinnt“, scheint letztlich so stimmig und schlüssig, dass es echt sein könnte.

Was Frank annimmt und ihn schlussendlich immer wieder in die Ostsee zieht und nahe Bornholm führt, musste nachvollziehbar sein.

Wer könnte die Figur sonst ernst nehmen und mit ihr mitfiebern?

Das war mein Anspruch. Fiktion ja – aber eine Fiktion, die (zumindest theoretisch) von der Realität eingeholt werden könnte! Eines fernen Tages … Wer weiß … 🙂

Warum nicht? Wenn man Franks Thesen Glauben schenkt … Es könnte sein, dass an den fiktiven Thesen der „Burgunder-Erben“, den „Burgunder-Wikinger“-Fahrten, und alledem, tatsächlich was dran ist :-), der Nibelungenschatz einst wirklich nahe Bornholm auf dem Seeweg transportiert wurde. Wer weiß … was da noch alles liegen könnte … 🙂

Sollte der Tourismus auf Bornholm irgendwann stark zunehmen – weil durch die plausibel klingende Story Hunderte oder gar Tausende dort nach dem Schatz suchen 🙂 – dann freue ich mich für Bornholms Tourismusbranche. 🙂 Obwohl … Eher werde ich mich bei den netten Bornholmern entschuldigen. Dafür, dass auf dieser wunderbaren, erholsam ruhigen Insel fortan alles total überlaufen und der Flair dahin ist, nur wegen dieser fiktiven Geschichte, meiner Fantasie, die das ins Rollen brachte. 🙂 Die spannende Frage, ob der sagenumwobene Nibelungenschatz auf dem Grund der Ostsee liegt, hätte ungeahnte Folgen großen Ausmaßes … Auweia … Das wollte ich nicht … 🙂

Die „Römer“:

Die „Arminius steht für Siegfried Pate“-Theorie beispielsweise, gibt es wirklich. Es ist sogar die in Fachkreisen meist diskutierte und von vielen Forschern vertretene Antwort auf die Frage „Welche historische – also reale – Figur stand Pate für die Sagenfigur Siegfried?“ Wenn eine echte, historische Person Pate für die literarische „Nibelungenlied“-Figur stand. Die „Arminius“-Theorie halten viele Forscher für eine brauchbare, die wohl sogar schlüssigste Antwort auf jene spannende Frage, die viele Fachleute beschäftigt.

Das, was Frank seinem Freund Lars im Restaurant bezüglich der Varusschlacht erzählt (ziemlich am Anfang im Buch), das stimmt natürlich auch. An dieser Stelle im Buch begegnen uns Fakten, historisch verbriefte und „bewiesene“ Geschehnisse, sowie reale Theorien, Thesen, Erklärungsmodelle von echten Historikern und Wissenschaftlern, Informationen aus der realen Forschung also.

Was dann folgt, was Frank „weiterspinnt“, in was er die anderen nur nach und nach einweiht, das habe ich als Autor fiktiv „weitergesponnen“. Es hat total Spaß gemacht. Und manchmal, immer dann, wenn sich Kreise unfassbar schlüssig schlossen, verursachte das ein wenig Gänsehaut – im positiven Sinne. Besondere Momente und Erfahrungen, an die ich mich gerne zurückerinnere.

Wichtig:

Die historischen Angaben, Informationen, Jahreszahlen zu den echten Ereignissen, Römern und Germanen, der Völkerwanderung, Burgunder, Wikinger, etc. stimmen, die sind korrekt.

Darum wirkt Franks „Entdeckung“ so „real“. Alles könnte echt so sein, sich so zugetragen haben, oder eines Tages so geschehen. Weil es mit den historisch verbrieften Angaben, Daten und Ereignissen schlüssig ineinandergreifen würde, eine sinn- und glaubhafte theoretische Möglichkeit wäre, auch wenn die Theorie nur den Gedanken einer Romanfigur entspringt. 🙂

Ach ja – es gibt in alten Schriften wirklich Hinweise darauf, dass der Name „Bornholm“ auf „Insel der Burgunder“ zurückgehen könnte. Frank erklärt das in der Geschichte.

Eine von mehreren interessanten Informationen, die zugleich Inspirationsquelle für mich und die von mir entworfene fiktive Geschichte waren …