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After Work Dive – Das Leben an Land ist nur eine Oberflächenpause

After Work Dive – Tauchen nach einem stressigen Arbeitstag, Ausgleich und Entspannung schlechthin. Eine ganze Philosophie steckt dahinter, viel mehr als nur ein Wort …
Was denkt Ihr – genug, um ein „Brevet“ aufzusetzen ;-)? Wie könnte ein Ausbildungsplan aussehen?

Vom Zeitmanagement, über Ausrüstung-Planung bis zu Grundlagen zur Durchführung von Nachttauchgängen…

 

#afterworkdive

Panic Dive – Tauchgänge, wie diesen will man nicht haben

Beschreibung

Tauchgang 175
Ort Bodensee – Wallhausen
Datum 03.10.2010
Uhrzeit 13:24
Tauchplatz Klinker
Tiefe > 40 Meter
Dauer 50 Minuten
Temperatur – Luft 19 Grad Celcius
Temperatur – Wasser 4 Grad Celcius
Besondere Vorkommnisse Frust, Schweiss, Gelächter, Druckkammer

Der Start

Wir hatten uns an einem schönen Sonntag-Morgen für einen Tief-Tauchgang in Wallhausen am berühmten Klinker Tauchplatz verabredet. Definitiv kein Tauchplatz für Anfänger auch wenn man aufgrund der nachfolgenden Beschreibungen den Eindruck bekommen kann, dass wir welche sind – Naja, verglichen zu unserem heutigen Stand waren wir das ja auch. Auf jeden Fall heißt „Tief“ an diesem Platz über 40 Meter bei 4 Grad Wassertemperatur. Und „Wir“ waren ein Buddy Team, welches sich nur 3-4 Tauchgänge zuvor über das Internet kennenlernte. In der Zeitschrift unterwasser würde es jetzt schon heißen: Fehler Nummer 1 – man macht keinen Tief-Tauchgang mit einem fast unbekannten Buddy – aber lassen wir diese Belehrungen mal für einen Moment, sonst wirkt der Log-Eintrag nur halb so witzig.

Also sind wir bei schönem Wetter morgens angekommen und haben unser Auto ca. 1 km vom Einstieg entfernt geparkt. Für Interessierte: Man kann kaum näher heranfahren, aber der Weg und der Aufwand lohnt sich! Mit angezognem Trocki und Arktic-Unterziehern haben wir unsere Taucherausrüstung auf einem Ziehwagen zum Einstieg gebracht und dann angefangen die Ausrüstung zu montieren. Schon nach kurzer Zeit musste einer von uns feststellen, dass die geliehenen Lungenautomaten mit ihrem 200bar Gewinde nicht wirklich in die Gewinde der ebenfalls geliehenen 300bar Flaschen passten. Der erfahrene Taucher erkennt im vorherigen Satz sofort mindestens weitere 2-3 Fehler eines ordentlich geplanten Tauchgang – aber wie gesagt – lassen wir das mal.

Wir haben dann einfach unsere Flaschen getauscht und schon war dieses Problem behoben. Doch nach wenigen Minuten mussten wir feststellen, dass wir ein weiteres hatten: in eben diesen 300bar Automaten fehlte der alles entscheidende O-Ring der ersten Stufe! Etwas erleichtert das noch vor dem Tauchgang gesehen zu haben machten wir uns, schon leicht schwitzend, auf die Suche nach diesem O-Ring im Kies – also der Nadel im Heuhaufen. Nicht lange, dann haben wir das abgebrochen, zum Einen, weil uns mittlerweile einigermaßen warm war, zum Anderen, weil mir einfiel, dass ich noch einen anderen O-Ring hatte … im Auto. Ich wollte mich gerade auf den 2 km langen Weg machen, als plötzlich wieder einer von uns feststellte, dass wir ein Satz Blei ebenfalls vergessen hatten – „Mensch was ein Glück“, hab ich gedacht, „Dann rentiert sich ja der Weg“.

Zurückgekommen, ziemlich außer Puste aber mit Blei und einem O-Ring haben wir uns gleich daran gemacht den Rest der Ausrüstung zusammenzubauen. Wunderbar – bis – ja, bis ein beunruhigendes „Uuuups“ die Stille der Marienschlucht störte. Beim Anlegen des Handschuh-Systems, mussten wir feststellen, dass bei einem von uns ein 4 cm langer Riss in der Latex-Manschette hinter dem CheckUp-System klaffte. Frust – genau jetzt wäre der ideale Zeitpunkt für einen Abbruch gewesen. Aber nein! Der lange Weg hierher darf nicht umsonst gewesen sein. So haben wir versucht durch Umschlangen der Manschette das Problem zu überdecken – das gelang dann auch.

Im Wasser

Komplett durchgeschwitzt, aber angerödelt und im Wasser stehend haben ein kurz-Briefing gemacht bis erneut Murphy zuschlug: Eine nagelneue Tauchlampe (LED) war einem von uns aus der Hand gerutscht und im 1 Meter tiefen Wasser verschwunden. Einige Meter weiter im See und die Lampe hätte sich auf knapp 70 Meter Tiefe verabschiedet. Sie war nicht sofort zu entdecken, da durch die von uns selbst verursachte Trübung der Grund nicht einzusehen war. So tasteten wir mehrere Minuten lang den Grund ab – bei einer mehreren hundert Euro Investition kann man das schon mal machen. Und tatsächlich haben wir sie auch durch Ertasten wieder gefunden. „OK“ – haben wir uns gedacht – jetzt schnell Maske auf – Regler getestet und bevor noch was passiert: ab nach unten. Fehler Nummer 321 würde der erfahrene Taucher sagen 🙂

Naja, insgesamt war es dann aber doch noch ein guter Tauchgang. Wir waren am „Klinker“ und sind gemütlich zum Hafen ausgetaucht.

Nachwirkung

Doch dann kommts: Auf dem Rückweg nach Hause verspürte ich im Auto zunächst ein leichtes ziehen in der rechten Schulter. Das wurde nun von Stunde zu Stunde immer schlimmer. So gegen Mitternacht habe ich gedacht mir fällt gleich der Arm ab. Es war einfach unerträglich. Nach etwas „ge-google“ (macht das nie in einem solchen Fall) hab ich dann gegen 3 Uhr morgens Claudi gesagt, dass ich mal kurz ins Krankenhaus fahre weil ich glaubte eine Taucherkrankheit zu haben. Die Symptome passten ja und die Umstände von oben waren ja auch begünstigend – vielleicht etwas Dehydriert, stressig, kein Deko-Tauchgang aber eben tief, etc. Im Krankenhaus angekommen hat man mich nach einigen Stunden an eine Druckkammer weitervermittelt aber mit dem Befund, dass es sich höchstwahrscheinlich nicht um eine Deko-Krankheit handelte. Der Befund des Arztes beruhigte mich noch nicht, da er mich zuvor gefragt hatte, in welchem Schwimmbad das passierte. Darauf antwortete ich, dass eine Sauerstoffgabe im Kombination mit intravenöser Salzlösung und Aspirin wohl eine gute Idee sei.

Der Tauchmediziener (der diesmal richtig Ahnung hatte) der Druckkammer hat dann allerdings auch gesagt, dass er nicht an eine Deko-Krankheit glaube, dass ich aber prophylaktisch eine „Fahrt“ machen könne. Ich würde dann sehr schnell merken, ob der Verdacht zutrifft. Wenn es keine Deko-Krankheit ist würde der Schmerz durch den steigenden Druck in der Kammer ebenfalls zunehmen. In diesem Fall wäre es dann eine Zerrung/geklemmter Nerv o.ä.
Dreimal dürft Ihr raten, was passiert ist  –   Mit schmerzverzerrtem Gesicht konnte ich die zwei Stunden in der Kammer als das Erlebnis nicht genießen. Ein Abbruch sollte nur im äußersten Notfall durchgeführt werden!

So long und immer gut Luft!

Shark Dive – Unser spannendster Tauchgang

Folgender Logbucheintrag ist sicherlich emotional etwas überzeichnet. Aus verständlichen Gründen ist es aber auch mein längster Eintrag überhaupt:

Tauchgang 62
Ort El Quesir
Datum 09.01.2008
Uhrzeit 11:32
Tauchplatz Utopia Beach – Hausriff Süd
50 min südlich vom Einstieg
Tiefe (Max.) 40,6 Meter
Dauer 45 Minuten
Temperatur – Luft 25 Grad Celcius
Temperatur – Wasser 22 Grad Celcius
Besondere Vorkommnisse Unsere erste Haisichtung, aber was für eine!

Beschreibung

Wir waren über Sylvester am Roten Meer – in El Quesier. Es war unser 62. Tauchgang mit unserem ersten Hai-Kontakt! Da das aber definitiv keiner von der kleinen Riffhai-Sorte war, hat sich das so in die Hirnwindungen eingebrannt, dass wir das wohl ewig nicht vergessen werden!

Vorab kann ich nur betonen, dass das nachhaltige Gefühl von nackter Angst während des Tauchgangs immer mehr in Begeisterung und Faszination für diese majestätischen Tiere umschwenkt ist.

Ein besonderer Tag beginnt

An diesem Tag waren wir zwei der wenigen (max. 6) Taucher, die überhaupt ins Wasser aufbrachen. Es war generell nicht viel los auf der Tauchbasis und viele der wenigen Taucher waren wohl vom stärkeren Wind und der damit verbunden höheren Wellen und Abkühlung abgeschreckt worden ins Wasser zu gehen. Wie die zwei Tage zuvor haben wir unserem Zodiac Kapitän gesagt er solle uns an einem „Shark-Spot“ ins Wasser werfen. Da wir nicht ernsthaft daran glaubten einen Hai zu sehen haben wir dabei natürlich wie immer unsere Witze gemacht. Diesmal kam es aber anders!

Nach wenigen Minuten Fahrt vom Strand wurden wir an einer Riffspitze, 50 Tauchminuten südlich des Einstiegs zum Hausriff aus dem Boot geworfen. Es ist sehr schön dort mit einem kleinen Erg und einem Drop-Off auf ca. 41 m. Es gab dort schöne Korallen und sehr viel Fisch. Es war kaum Strömung vorhanden. Wir sind dann langsam den Drop-Off hinunter. Dort unten war eine Koralle zu sehen, die stark an einen Weihnachtsbaum erinnerte. Dort angekommen und der Warnung unserer Tauchcomputer folgend sind wir dann sehr langsam und ca. 15 min lang wieder auf 25 m und in hellere Wasserregionen aufgestiegen. Das Riff war an dieser Stelle ganz besonders schön – mit Fächer- und Salatkorallen.

Nicht mehr Alleine

Plötzlich waren Sie da: drei Delphine, die sich offensichtlich für uns interessierten. Alle waren ausgewachsen und etwa gleich gross. Wir waren begeistert und haben angefangen ein paar Purzelbäume zu schlagen und in unsere Lungenautomaten zu quieken (das war wahrscheinlich auch der Grund für das was dann passierte). Die Bande holte Luft und kam wieder zu uns runter. Dann haben sich die drei Tiere in 10-15 m Entfernung vor uns im Wasser senkrecht aufgebaut. Ich hab sofort gedacht: „Super, jetzt können wir uns etwas näher kommen“.

Genau im gleichen Augenblick sind alle drei Delphine wie vom Blitz getroffen von -25 m auf -5 m hochgeschnellt, um dann wie Düsenjets im Tiefflug auf uns zustürzend, an uns vorbei mit einer unglaublichen Geschwindigkeit im Blau hinter uns zu verschwinden. Ich war sehr beeindruckt von der Kraft, etwas enttäuscht und gleichzeitig irritiert.
Als ich fragend zu Claudia schaute, die leicht vor mir schwamm, habe ich wahrgenommen dass Sie sehr nervös in alle Richtungen schaute.
Und dann kam „Es“ auch schon… von 2 Uhr (also von leicht rechts vorne), … frontal aus ca. 35 – 40 m Entfernung. Ein Hai! Und noch nicht mal ein kleiner! In den nächsten 25 Sekunden (solange hat das Folgende gedauert) gingen mir 1000 Gedanken durch den Kopf!

Zunächst, als das Tier noch in einiger Entfernung war, haben wir uns echt gefreut so etwas erleben zu dürfen. „Cool, ein Hai! unser erster Hai! Ein schöner Hai!“.

Sehr langsam, gleichmäßig, total ruhig im Wasser liegend und mit relativ ruhigen, Bewegungen der Schwanzflosse kam er dann auf uns zu … frontal. Wie ein Zug der auf einer Schiene fährt – nicht rechts, nicht links, nicht oben, nicht unten. Er kam immer näher.

Stimmungswechsel

Die anfängliche Begeisterung ging bei einer Entfernung von 20 m in eine Besorgnis und dann, als er seine Route leicht änderte und ich die Größe und vor allem den „Kauapparat“ erkennen konnte, in nackte Angst über.
Was mir sofort auffiel war die absolut symmetrische Schwanzflosse und das sehr deutlich, bei halboffenen Maul, erkennbare Gebiss – kein Riffhai!
Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie solche Angst gehabt, wenn auch nur für Sekunden. Das Teil hatte die Größe von mindestens zwei Delphinen, wahrscheinlich aber so knapp 4 Meter und die gut zu erkennenden Zähne des Oberkiefers waren schneeweiße, gleichschenklige Dreiecke. Der Körperumfang entsprach so ca. 2-3 mal der von mir. Seine Kursänderung hat der Hai so eingestellt, dass er in 10 m Entfernung langsam an uns vorbei gleiten musste.

Ich hatte meine Hand zuvor an mein Tauchermesser gelegt … für den Fall das es ernst werden würde. Als ich aber die Größe des Tieres sah, habe ich die Idee sofort verworfen und meine Hand ohnmächtig wieder sinken lassen. Bei dieser Größe und Kraft: keine Chance auch nur im Ansatz damit erfolgreich zu sein.
Ab jetzt hörte ich nur noch meinen Puls in den Ohren und sucht nach Auswegen und Schutz. Ich sah dass Claudi sich langsam nach unten sinken lies. Ich beließ stoßartig in meinen Lungenautomat in der Hoffnung dass der Hai dann erschrecken und etwas abdrehen würde.
Ohne Erfolg: unbeirrt wie ein Zug behielt er den eingeschlagenen Kurs bei. Als er neben uns war habe ich aus zwei Gründen weggeschaut: Einmal wollte ich mir das Elend und die „Sauerei“ nicht mit anschauen, wenn es dazu kommen würde und dann suchte ich auch nach Nischen im Riff, in die man sich zurückziehen könnte (was natürlich in keinem Fall geklappt hätte).

Einige Sekunden später als der Hai genau parallel an uns vorbeiglitt und ich mir gedacht habe, dass er meine Todesangst genau spürt, fühlte ich mich irgendwie wie eine Ware an der Supermarktkasse. Dann habe ich den Entschluss gefasst Claudia ganz langsam nach unten zu folgen. So würde er erstmal anfangen mit unseren Flaschen zu spielen, wenn er denn wollte… statt von unten zu kommen, was glaube ich durchaus unangenehmer ist. Weitere Sekunden später drehte ich mich um und sah, dass der Riesenfisch genauso schnurgerade wie er gekommen war in das offene Meer auf 5 Uhr (leicht rechts hinter uns) hinausschwamm.

Etwa zwei Minuten später war dann mein Puls wieder von 160 auf halbwegs normale Werte gesunken – da ich Marathon laufe kann ich das glaube ich gut einschätzen. Irgendwie wusste ich, dass er jetzt nicht wieder zurückkommen würde. Die nackte Panik wurde nun wieder durch etwas Begeisterung aufgehellt.
Wir hatten bei der Aktion ziemlich viel Luft verbraucht und ich habe Claudia die letzten 10-15 Minuten an den Oktopus genommen, damit wir nicht an der Oberfläche zum Ausstieg zurückschwimmen mussten.

De-Briefing

Nachdem wir das Thema intensiv verbal aufbereitet hatten war uns bewusst: statistisch und was man so aus wissenschaftlichen Berichten gelesen hatte, war es äußerst unwahrscheinlich dass die Situation anders ausgegangen wäre… und wenn wir jetzt nicht sofort wieder ins Wasser springen, würde vielleicht „Etwas“ zurückbleiben.
Also haben wir beschlossen froh zu sein so etwas erlebt haben zu dürfen und sind 2 Stunden später wieder Tauchen gegangen. Am Anfang mit einem etwas komischen Gefühl aber nach einer Weile haben wir dann schon wieder über die Titan-Drücker, denen wir begegnet sind geschmunzelt.

Wir sind mittlerweile sicher dass nur 2-3 Hai-Arten in Frage kommen, denen unser Kandidat angehört hatte und jetzt ist nur noch Freude und Faszination übriggeblieben. Wir freuen uns schon auf das nächste mal, auch wenn es dann gern wieder ein kleinerer sein darf. Wir glauben wir sind Fans!

 

Sofort haben wir uns bei shark-project etwas engagiert und haben auch gespendet. Dort setzt man sich effektiv für den Schutz der Haie ein.